Die Filmstarts-Kritik zu The Pope's Exorcist (2024)

Kritik der FILMSTARTS-Redaktion

Exorzismus-Filme gibt’s wie Sand am Meer – und selbst der Zusatz „basierend auf einer wahren Geschichte“ hat ein halbes Jahrhundert nach William Friedkins bahnbrechendem Meisterwerk „Der Exorzist“ längst seinen speziellen Reiz verloren. Und so fährtJulius Avery gleich zwei schwere Geschütze auf, um seinem Katholizismus-Schocker „The Pope’s Exorcist“ die nötige Glaubhaftigkeit und Gravität zu verleihen: Zum einen konnte der australische „Operation: Overlord“-Regisseur seinen oscarprämierten Landsmann Russell Crowe („Gladiator“) davon überzeugen, zum ersten Mal in seiner Karriere die Hauptrolle in einem waschechten Horrorfilm zu übernehmen.

Zum anderen basiert der Film – wenn auch eher lose – auf den Artikeln und Büchern des italienischen Priesters Gabriele Amorth, der ab 1986 tatsächlich als Exorzist der Diözese Rom und damit quasi als Chefexorzist des Papstes tätig war. Seine Veröffentlichungen über die Machenschaften des Teufels haben damals für ein solches Aufsehen gesorgt, dass die Zahl der allein in Italien beschäftigten Exorzisten in seiner Amtszeit auf mehr als 300 (!) erhöht wurde. Das Problem ist nur: Trotz dieser Zutaten veranstaltet „The Pope’s Exorcist“ am Ende doch nur den altbekannten (und teilweise leider arg CGI-lastigen) Budenzauber – wenn diesmal auch mit überraschend viel Humor.

Statt tatsächlich einen Exorzismus durchzuführen, wendet Gabriele Amorth (Russell Crowe) häufig nur psychologische Tricks an, um seinen Schäfchen die „Dämonen“ wieder auszutreiben.

Pater Gabriele Amorth (Russell Crowe) ist sich als oberster Exorzist des Vatikans sehr wohl darüber bewusst, dass die allermeisten Fälle, zu denen er gerufen wird, zwar einen medizinischen oder seelischen Beistand, aber eigentlich keinen Exorzisten brauchen. Zugleich ist ihm aber auch sehr daran gelegen, dass daraus nicht die falschen Schlüsse gezogen werden – denn der Teufel fühlt sich dann besonders wohl, wenn alle sagen, dass es ihn gar nicht gäbe. Im Auftrag des Papstes (Franco Nero) fährt Gabriele mit seinem Motorroller nach Spanien, wo die nach dem Unfalltod ihres Mannes alleinerziehende Amerikanerin Julia (Alex Essoe) gerade erst in eine alte Abtei eingezogen ist.

Nachdem die Handwerker im Keller auf einen alten, mit Gas gefüllten Hohlraum gestoßen sind, ziehen sie aus Sicherheitsgründen von dannen. Viel schlimmer als das potenzielle Leck ist allerdings, dass sich Julias Sohn Peter (Peter DeSouza-Feighoney) plötzlich sehr merkwürdig benimmt – sprich seiner Mutter an die Brüste greift, alle aufs Übelste beschimpft und sich selbst fast die Augen auskratzt. Mit Hilfe des örtlichen Priesters Esquibel (Daniel Zovatto) nimmt sich Gabriele der Sache an – und ist sich schnell sicher, dass sich nicht nur ein Dämon in dem Jungen festgesetzt hat, sondern dass dieser dem Chefexorzisten persönlich auch noch eine Falle stellen will…

Russell Crowe glänzt in seinem ersten Horrorfilm vor allem mit Humor

Der Exorzist des Papstes ist laut eigener Aussage nicht eitel – aber wenn jemand zwar seine Zeitungsartikel, nicht jedoch seine Bücher gelesen hat, ist er trotzdem sichtlich angefressen. Und wenn ihm eine Nonne über den Weg läuft, dann gluckst er stets ein keckes „Kuckuck“ hinterher. Russell Crowe ist es, der dem ansonsten eher pflichtbewusst abgespulten Exorzismus-Einerlei so etwas wie Leben einflößt – in dem weisen bärtigen Mann, der offensichtlich schon so ziemlich alles durchgemacht und erlebt hat, steckt zugleich ein rebellischer kleiner Junge, der dem Teufel nicht nur mit dem Kruzifix, sondern auch viel Humor entgegentritt. Sein junger Kollege solle neben den Gebeten gefälligst auch ein paar Witze lernen, fordert Gabriele ihn auf, denn die möge Satan gar nicht.

Dabei macht vor allem die erste Sequenz Lust auf mehr: Als er einen italienischen Bauernhof erreicht, wo ein junger Mann von einem Dämon besessen sein soll und deshalb plötzlich in der ihm eigentlich fremden Sprache Englisch spreche, betätigt sich Gabriele zunächst einmal als Detektiv – um dann den offensichtlich nur eingebildeten „Dämonen“ mit einem theatralischen Psycho-Trick zu vertreiben. Das ist mal eine echt nette Exorzismus-Variation, die eher anDr. House & Co. als an frühere Genre-Vertreter erinnert.

Die Filmstarts-Kritik zu The Pope's Exorcist (2)

Im Keller der Abtei stoßen Gabriele Amorth und sein Kollege Pater Esquibel (Daniel Zovatto) auf ein jahrhundertealtes Geheimnis…

Als es dann zum eigentlichen Fall übergeht, stellt sich jedoch nie ehrlich die Frage, ob der Junge nun von einem Dämonen besessen ist oder nicht – schließlich teilen sich dank der Kraft von CGI direkt in der ersten Session seine Pupillen, woraufhin menschliche und dämonische Augen parallel aus dem zerschundenen Kinderkörper herausschielen. Die Exorzismus-Szenen selbst liefern dann auch nur einmal mehr die üblichen Bilder – inklusive eines Kreuzes an der Wand, das sich wie von Geisterhand auf den Kopf stellt. Sonderlich gruselig ist das leider nicht, zumal Nachwuchsschauspieler Peter DeSouza-Feighoney seinem großen VorbildLinda Blair in Sachen fratzenhafter Leidensmiene nicht ansatzweise die Erbsensuppe reichen kann.

Als ein bisschen besonderes Extra gibt es zumindest noch das Mysterium um die Frage, warum der Dämon unbedingt nach dem Chefexorzisten verlangt hat. Da gibt es dann noch ein bisschen Escape-Room-artige Indiziensuche in staubigen Kellerverliesen, die doch arg kulissenhaft anmuten. Hier stößt Gabriele auf ein lange verborgenes Geheimnis, dass die katholische Kirche zwar ähnlich in ihren Grundfesten erschüttern könnte wie die Jesus-Verschwörung aus „The Da Vinci Code – Sakrileg“, dabei aber dermaßen unaufgeregt vorgetragen wird, dass es einen auch als Zuschauender nicht sonderlich juckt. Zumindest wird so das Tor zu potenziellen Fortsetzungen weit aufgestoßen – und zwar gleich zu 199 davon…

Fazit: „The Pope’s Exorcist“ profitiert zwar massiv von Russell Crowes Präsenz und Humor, ist als Exorzismus-Horror aber letztlich wenig spannend oder originell.

Die Filmstarts-Kritik zu The Pope's Exorcist (3)

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